Was bringt für mich die Zukunft? Nicht nur in diesem Leben, sondern auch nach dem Tod dieses Körpers?
Viele sagen: Niemand weiß es.
Und doch gibt es Anhaltspunkte, an denen wir festmachen können, in welche Richtung die Reise gehen wird.
In der Bhagavad Gita heißt es:
„Was auch immer der Daseinszustand ist, an den man sich erinnert, wenn man seinen Körper verlässt, [o Sohn Kuntis,] diesen Zustand wird man ohne Zweifel erreichen.“ (Bhagavad Gita 8:6)
Und in der Bibel gibt es die Aussage:
„Wie du säst, so wirst du ernten.“
Wo wir jetzt stehen, hat sich aus dem ergeben, wie wir früher gelebt haben, und wie und wo wir in Zukunft leben, ergibt sich aus dem, wie wir heute leben. Wir haben unser jetziges Schicksal selbst geschaffen und sind genauso für unser künftiges Schicksal selbst verantwortlich.
Drei Faktoren sind hierbei ausschlaggebend: Karma, Wünsche und Anhaftung.
Das Wort KARMA bedeutet Handeln. Wie wir in der Welt handeln und andere Lebewesen behandeln, bestimmt, was uns künftig widerfahren wird (als karmische Reaktionen). Um das zurückzubekommen (also zu ernten), was wir anderen angetan haben (das „Gute“ und Schlechte“, das wir gesät haben), benötigen wir einen Körper, in dem wir die Reaktionen auf unser vergangenes Tun genießen und erleiden können. Und den dazu passenden Körper bekommen wir auch tatsächlich, genauso wie wir unseren jetzigen Körper aufgrund unseres Karmas im letzten Leben erhalten haben.
Die künftigen Reaktionen auf unser jetziges Handeln sind einfach ein Spiegel, den uns die Gesetze der materiellen Natur vorhalten, mit der Botschaft: „So warst du bzw. so hast du gehandelt bzw. so hast du andere behandelt. Wie fühlt sich das für dich an? Willst du so bleiben oder möchtest du dich in eine andere Richtung entwickeln?“
Außerdem bestimmen unsere WÜNSCHE, was für eine Lebenssituation wir bekommen werden. Unsere Wünsche bestimmen, wie wir in dieser Welt handeln und was wir zu erreichen versuchen. Je „besser“ unser Karma oder Handeln ist (also je mehr wir anderen auf der materiellen Ebene helfen), desto eher werden unsere Wünsche erfüllt und desto mehr genießen wir entsprechend, und je mehr wir anderen Lebewesen Leid zufügen, desto mehr kommen die Reaktionen auf unser schlechtes Karma unseren Wünschen in die Quere und wir leiden entsprechend.
Der dritte wesentliche Faktor ist ANHAFTUNG. Unsere Anhaftungen beziehen sich auf das, woran wir unser Herz gehängt haben und wie wir somit handeln und welche Wünsche wir entwickeln. Wenn wir unser Herz an eine bestimmte Art zu genießen oder an bestimmte Personen, Objekte oder Projekte hängen, entwickeln wir entsprechende Wünsche und handeln dann auch entsprechend. Umgekehrt beeinflusst unser konkretes Handeln dann auch die Ausrichtung unserer Wünsche und unserer Anhaftungen.
In den vedischen Weisheitsschriften wird beschrieben, dass die Höchste Seele seit jeher die Wünsche aller Lebewesen erfüllt. Somit bekommen wir, was wir wollen. Warum leiden wir dann überhaupt? Denn niemand will doch leiden. Wir leiden, weil wir beim Versuch unsere Wünsche zu erfüllen, egoistisch sind und teilweise keine Rücksicht auf andere Seelen nehmen, die ebenfalls geliebte Kinder der Höchsten Seele sind. Da wir uns im Herzen hart machen, nehmen wir das Leiden anderer Seelen in Kauf, und diese Härte, die wir anderen gegenüber praktiziert haben und mit der wir uns über deren zartes Wesen hinwegsetzen, obwohl Gottes Stimme im Innersten unseres Herzens davon abrät, bekommen wir als leidvolle karmische Reaktionen zu spüren.
Doch selbst das sogenannte gute Karma, also wenn unser Leben angenehm und genussvoll ist, ist nicht wirklich „gut“. Denn selbst in der denkbar besten Situation in der materiellen Welt leiden wir nach wie vor an innerer Leere und Furcht vor dem Tod.
Aus unserem Karma, unseren Wünschen und unseren Anhaftungen ergibt sich unsere künftige Lebenssituation (die Spezies, in der wir geboren werden, auf welchem der unzähligen Himmelskörper, in welchem der unzähligen Universen, in welchem Land, in welcher Familie usw.).
Karma, Wünsche und Anhaftung entscheiden somit darüber, wohin die Reise für jeden von uns geht. Somit sind wir sowohl für unsere Vergangenheit als auch für unsere jetzige Situation als auch für unsere Zukunft selbst verantwortlich. Wir entscheiden täglich selbst, wie wir handeln und welche Wünsche und Anhaftungen wir kultivieren. Somit sollten wir uns sehr genau überlegen, wie wir handeln und welche Wünsche und Neigungen wir pflegen. Denn meistens sind uns die tatsächlichen zukünftigen Auswirkungen unserer Wünsche, unserer Anhaftungen und unseres Handelns überhaupt nicht bewusst.
Wir sind eher Getriebene im Getriebe der materiellen Welt und halten kaum jemals inne, um zu hinterfragen, was wir da eigentlich tun, und was die eigentlichen Gesetzmäßigkeiten sind, die unser Leben jetzt und in Zukunft bestimmen. Diese Gesetzmäßigkeiten nicht zu kennen oder nicht daran zu glauben, bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt oder dass sie nicht auf uns wirken. Wir können beispielsweise eine bestimmte Vorstellung darüber haben, was mit uns beim Tod passiert, aber diese Vorstellung muss nicht der Realität entsprechen. Wir werden entgegen unserer Vorstellung oder unserer Hoffnung möglicherweise eine böse Überraschung erleben. Deswegen sollten wir ernsthaft herausfinden, wie es sich wirklich verhält, nicht, wie wir es gerne hätten.
Wie es sich wirklich verhält, wird in den vedischen Weisheitsschriften wie der Bhagavad Gita detailliert beschrieben. Beim Tod unseres materiellen Körpers nehmen wir unsere Bewusstseinshaltung mit. Passend zu unserer Bewusstseinsprägung bekommen wir den passenden Körper und die passende Situation. Ob uns die Situation dann gefallen wird, „steht in den Sternen“ und ist uns somit selbst jetzt nicht klar vor Augen, weil wir diese Gesetzmäßigkeiten nicht kennen und meist nicht wissen, was für uns wirklich gut und was für uns schlecht ist.
Sämtliche Lebenssituationen, die wir in dieser Welt sehen, auch in anderen Spezies, sind für uns als zukünftige Lebenssituationen denkbar, und darin ist eine große Bandbreite von schlimmsten Höllen bis zu paradiesischsten Situationen möglich, die es zweifellos bis zu einem gewissen Grad auch auf diesem Planeten zu beobachten gibt. Und das ist sehr beunruhigend, denn wer sagt denn, dass ich künftig nicht in eine äußerst unerfreuliche Situation gerate? Ich kann mir ja einreden, ich sei ja „gut“, aber wir alle wissen, dass sogenannt „gute“ Menschen scheinbar unverdient plötzlich in sehr leidvolle Situationen geraten, und warum sollte ich davon ausgenommen sein? Doch wie gesagt, selbst eine scheinbar „gute“ Situation ist nicht wirklich gut, weil wir auch dann an innerer Unerfülltheit leiden (und sei es nur subtil) und den Bedingungen von Geburt und Tod unterstehen. Und wer hoch steigt, kann tief fallen.
Nur wenn wir lernen, spirituell zu handeln, spirituelle Wünsche zu kultivieren und Anhaftung an die spirituelle Dimension zu entwickeln, oder genauer gesagt Anhaftung an die Höchste Seele, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Doch wir müssen tatsächlich lernen, was das konkret bedeutet und wie wir diesen Weg praktisch einschlagen können. Das ist der entscheidende Punkt.
Genau genommen leben wir in der Welt unseres Bewusstseins, nicht so sehr am jeweiligen geografischen Ort. Denn zwei Menschen können sich an demselben Ort in derselben äußeren Situation befinden und das je nach ihrer Einstellung völlig unterschiedlich erleben und sehr unterschiedlich darauf reagieren. Entscheidend ist also, wie unser Bewusstsein geprägt ist.
Wenn wir ein reines Bewusstsein kultivieren, das von tiefer spiritueller Liebe zu allem Lebendigen geprägt ist, leben wir bewusstseinsmäßig praktisch schon in der spirituellen Dimension. Wenn wir dies jedoch bisher unterlassen haben, sollten wir uns durchaus Sorgen um unsere Zukunft machen und dies als Ansporn nehmen, endlich damit zu beginnen, unsere in unserem Herzen schlummernde Liebe zu allem Lebendigen wieder in aller Reinheit zum Leben zu erwecken.
Warum müssen wir uns Sorgen um unsere Zukunft machen? Weil das Dasein unter den Bedingungen von wiederholten Geburten und Toden absolut leidvoll und für uns unnatürlich ist. Und solange wir an der materiellen Welt hängen und in ihr genießen wollen, sind wir dazu verdammt, wie ein Fisch außerhalb des Wassers zu leiden und weiter im Rad von wiederholten Geburten und Toden gefangen zu bleiben.
In der Bhagavad Gita wird die Wissenschaft der Seelenwanderung in nur wenigen Versen praktisch umfassend beschrieben. Wenn wir diese Gesetzmäßigkeiten verstehen und akzeptieren, wissen wir im Wesentlichen, was uns nach dem Tod unseres Körpers erwartet, und wir wissen auch, dass und wie wir darauf Einfluss haben:
In der Bhagavad Gita heißt es:
„So wie die verkörperte Seele in diesem Körper fortgesetzt von Kinderzeit zu Jugend und zu Alter wandert, so geht die Seele beim Tod in ähnlicher Weise in einen anderen Körper ein. Ein besonnener Mensch wird durch einen solchen Wechsel nicht verwirrt.“ (Bhagavad Gita 2:13)
Dies bedeutet, dass Reinkarnation kein Glaube ist, sondern eine wissenschaftliche Tatsache, die sich direkt vor unseren Augen abspielt. Bereits in diesem Leben gehen wir als unzerstörbarer Lebensfunke graduell von einem Körper zum nächsten. Der Körper ist ständig im Wandel, aber wir sind das konstante Prinzip bei diesem konstanten Wandel. Nur unser Körper stirbt, aber nicht wir selbst. Wenn wir dies wissen, nämlich dass wir nicht der Körper sind, sondern der unzerstörbare ewige Lebensfunke im Körper, ist dies der erste Schritt zu echter Freiheit.
Weiter heißt es:
„Wie ein Mensch alte Kleider ablegt und neue anzieht, so gibt die Seele alt und unbrauchbar gewordene Körper auf und nimmt neue materielle Körper an.“ (Bhagavad Gita 15:7)
Unser Körper aus Fleisch und Blut ist somit einfach wie ein Gewand, das wir tragen und früher oder später beim Tod gegen ein neues Gewand, also gegen einen neuen Körper austauschen.
Weitere Verse besagen Folgendes:
„Das Lebewesen in der materiellen Welt trägt seine verschiedenen Lebensauffassungen von einem Körper zum anderen, so wie die Luft Düfte mit sich trägt. So nimmt das Lebewesen eine Art von Körper an und gibt ihn wieder auf, um einen anderen anzunehmen.“ (Bhagavad Gita 15:8)
„Das Lebewesen, das auf diese Weise einen weiteren materiellen Körper annimmt, erhält eine bestimmte Art von Ohren, Augen, Zunge, Nase und Tastsinn, die um den Geist gruppiert sind. So genießt es eine bestimmte Auswahl von Sinnesobjekten.“ (Bhagavad Gita 15:9)
Das Bewusstsein, dass wir in unserem Körper kultivieren, bestimmt also, welchen Körper mit welchen spezifischen Sinnesorganen wir in Zukunft annehmen müssen. Wir verlassen unseren Körper, aber unsere Bewusstseinshaltung nehmen wir auch nach dem Tod des Körpers mit. Und wir bekommen genau den Körper, der zu dem von uns kultivierten Bewusstsein passt. Da sich der neue Körper an der Form unseres Bewusstseins orientiert, muss dies nicht unbedingt ein menschlicher Körper sein, wie in der Bhagavad Gita dargelegt wird:
„Wenn man in der Erscheinungsweise der Tugend stirbt, gelangt man zu den reinen, höheren Planeten der großen Weisen.“ (Bhagavad Gita 8:14)
„Wenn man in der Erscheinungsweise der Leidenschaft stirbt, wird man unter denen geboren, die fruchtbringenden Tätigkeiten nachgehen, und wenn man in der Erscheinungsweise der Unwissenheit stirbt, wird man im Tierreich geboren.“ (Bhagavad Gita 14:15)
„Alle Planeten in der materiellen Welt (vom höchsten bis zum hinab niedrigsten) sind Orte des Leids, an denen sich Geburt und Tod wiederholen. Wer aber in Mein Reich gelangt, [o Sohn Kuntis,] wird niemals wieder geboren.“ (Bhagavad Gita 8:16)
So wie es auf unserem Planeten paradiesische und höllische Umstände und alles Mögliche dazwischen gibt, so gibt es diese Umstände auch im gesamten Universum, auch wenn wir mit unserer beschränkten Wahrnehmung jetzt keine Sicht dafür oder kein Wissen darüber haben. Wir schaffen uns selbst eine Hölle, den Himmel oder irgendetwas dazwischen, je nachdem, wie wir unsere Wünsche und Anhaftungen kultivieren und wie wir handeln.
Wohin geht die Reise? Du selbst legst die Gleise. Wir bekommen letztlich genau das, was wir uns wünschen und woran wir unser Herz hängen. Und was wir uns wünschen und woran mit unserem Herzen wir wirklich hängen, zeigen wir durch unser Handeln. Was wir „glauben“, ist dabei letztlich nicht relevant, sondern was wir mit unserem Leben tun und woran wir konkret unser Herz hängen ؘ– das ist ausschlaggebend.
In diesem Sinn haben wir die ewige Freiheit, unser Schicksal selbst zu wählen. Und das bedeutet, dass wir für unser Schicksal selbst verantwortlich sind. Aber wir können von den Gesetzmäßigkeiten des Karma, die in der materiellen Welt herrschen und uns neben ein paar Freuden vor allem Leid bringen, nur frei werden, wenn wir unser Herz an die Höchste Seele hängen und dies durch unser praktisches Handeln auch zeigen. Dies nennt sich dann Karma-Yoga und gipfelt in Bhakti-Yoga, bedingungsloser Liebe für die Höchste Seele und alle Lebewesen. Aber das ist ein anderes, tiefes Thema.
Die Höchste Seele sagt in der Bhagavad Gita:
„Jeder, der sich am Ende seines Lebens, wenn er seinen Körper verlässt, an Mich allein erinnert, erreicht sogleich Meine Natur. Darüber besteht kein Zweifel.“ (Bhagavad Gita 8:5)
Die ist eine Einladung und ein Versprechen. Es klingt für dich zu schön, um wahr zu sein? Nun, es ist schön und wahr zugleich. Und wir können diese Einladung annehmen und dadurch die eigentliche Vollkommenheit des menschlichen Lebens erreichen. Bedauerlicherweise haben nur wenige Menschen Vertrauen in diese Aussage und so behalten sie ihre Anhaftung an die materielle Dimension, bleiben mit ihren unzähligen Wünschen innerlich unerfüllt und verharren durch ihr Handeln im Rad von Geburt und Tod, ohne zu wissen, dass dieses Rad von Geburt und Tod überhaupt eine Realität ist. Es ist Zeit, aus dem Schlaf der Unwissenheit aufzuwachen und Verantwortung für das eigene ewige Leben zu übernehmen. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns in diesem Körper bleibt, ganz gleich, ob unser Körper jung oder alt ist.
Wir müssen genau überlegen, wem wir vertrauen sollten und wem wir unser Herz öffnen und schenken. Wer meint es wirklich gut mit mir, und wer ist es wert, dass ich ihm mein Gehör und Vertrauen schenke?
Wir wollen glücklich sein, sind es aber in den meisten Fällen nicht wirklich, wenigstens nicht dauerhaft und nicht in aller Tiefe. Die Höchste Seele ist pure Liebe, das heißt, sie liebt dich bedingungslos. Die Höchste Seele ist allwissend, das heißt, sie weiß, was dich wirklich glücklich macht. Und die Höchste Seele ist allmächtig, das heißt, sie ist tatsächlich in der Lage, dich erfolgreich auf den Weg zum Glück zu führen. Aber da Liebe auf Freiwilligkeit beruht und die Höchste Seele deinen freien Willen respektiert und du kein Roboter oder Sklave bist, hast du die Freiheit, die Einladung der Höchsten Seele anzunehmen oder auszuschlagen beziehungsweise zu entscheiden, wie nah oder distanziert deine Beziehung zur Höchsten Seele aussehen soll.
Wenn du die Einladung der Höchsten Seele annimmst, ist das die vollkommene Partnerschaft: Du willst glücklich sein – und die Höchste Seele will, dass du glücklich bist. Und es ist absolut garantiert, dass du vollkommen glücklich wirst, wenn du diese Beziehung wieder eingehst, und zwar nicht nur, weil die Höchste Seele weiß, wo für dich echtes Glück zu finden ist, und es auch Realität werden lassen kann, sondern einfach, weil es dein natürlicher Zustand ist, mit der Höchsten Seele in Harmonie zu sein. All die anderen Glücksversprechen aus deinem Geist oder von anderen Menschen, die nicht in Harmonie mit der Höchsten Seele sind, sind leere Versprechen und führen ins Leere.
Wer ist vertrauenswürdig? Die Höchste Seele, die hier in der Bhagavad-Gita oder durch den Mund selbstverwirklichter Seelen spricht, oder all die selbsternannten Autoritäten, auf die du bisher immer gehört hast, wozu auch die Stimmen in deinem Geist gehören? Es lohnt sich, darüber nachzudenken, und mit ein bisschen Demut ist die Antwort offensichtlich.